Komik – ein humorvolles Grenzphänomen

Humor ist einfach eine komische Art, ernst zu sein.
(Sir Peter Ustinov)

Texte

Um zu Beginn einen Überblick zu bekommen, habe ich mich dazu entschieden mich zu allererst mit einem „Schnellkurs Theater“ und den „Komischen Monologen“ auseinander zusetzen. Zum „Schnellkurs Theater“ folgt an anderer Stelle mehr.

Eingangs habe ich mich mit dem Begriff der „Komik“ beschäftigt. Meines Erachtens nach, muss man zuerst den Begriff „Komik“ an sich verstehen, um einen komischen Monolog emotional (und natürlich auch lustig) vorführen zu können.
Wenn man mit komischen Monologen arbeiten möchte, dann steht man erst einmal vor einem riesigen Berg an Texten, sodass ich mich dazu entschieden habe, das Buch „55 komische Monologe – Zum Vorsprechen, Studieren und Kennenlernen“ von Josef Bairlein zur Hilfe zu nehmen.
Da ich mich entschieden habe, mich vorab mit dem Begriff  der „Komik“ zu beschäftigen, passt Josef Bairleins Buch sehr gut in meinen Ablauf, da auch er auf den ersten Seiten das Grenzphänomen „Komik“ beschreibt und erläutert. Im Folgenden möchte ich nicht das Buch zusammenfassen, sondern lediglich, die für mich wichtigen und interessanten Punkte festhalten.

Laut Bairlein ist die „Komik“ ein Grenzphänomen. Für uns Menschen ist all das, was unserem Erwartungshorizont entgegensteht oder alles, was nicht in Einklang mit unseren gewohnten Normen ist, „komisch“. Die Theorie der Komik ist auch die Theorie des  Lachens und beide Theorien werden immer wieder neu und dadurch auch anders gefasst. Die „Komik“ ist ein Spiel mit Grenzen, sodass sie vor allem dort, wo Schranken gesetzt sind, auftritt. Hierbei muss zwischen zwei Grenzen unterschieden werden:
Die erste Grenze verläuft zwischen unvereinbaren oder weit auseinander liegenden Elementen und wird im Lächerlichen überschritten. Es ist die Überschreitung selbst, die normverletzende Handlung vom regelrechten Verhalten trennt.
Die zweite Grenze ist die, zwischen dem Komischen und Gewohnten, dem Lächerlichen und dem Ernsten, sprich zwischen Abweichung und Norm. Wie der Autor aufzeigt, kann genau an dieser Stelle die Komik ihre affirmative oder subversive Kraft geltend machen – aber was bedeutet das eigentlich?
Komik kann nach Aussage Josef Bairleins auch feindlich gestimmt sein, denn nicht jeder Witz ist politisch korrekt. Sie kann also somit auch herabsetzen, beleidigen oder gar verletzen.  Als Beispiel ist anzuführen, dass das Lachen für Thomas Hobbes „das plötzliche Gefühl der eigenen Überlegenheit angesichts fremder Fehler“ ist. Wenn ein Mann sich beispielsweise sehr feminin verhält, so ist dies für viele Menschen ein sogenanntes inkongruentes Verhalten und wird verlacht. Das inkongruente Verhalten wandelt sich  je nach Epoche, gesellschaftlichen Normen, persönlichem moralischem Empfinden, usw. Für viele Menschen hat ein Mann sich „männlich“ und eine Frau sich „weiblich“ zu geben, sodass der Mann, der sich feminin Verhält als inkongruent gilt – die Bestätigung einer solchen Inkongruenz nennt man die „Affirmation der Grenze“. Schiller glaubte, dass diese Selbstaffirmation durchaus zur Erkenntnis und Korrektur der eigenen Fehler verhelfen kann. Damit eine Grenze auf Dauer bestehen kann, muss sie überschritten werden. Nur durch gelegentliche Verletzung unserer gesellschaftlichen Normen können diese gefestigt werden, da sie durch die entstandenen negativen Konsequenzen in unser Bewusstsein gerufen werden. Als Beispiel führt der Autor den (mittelalterlichen) Narr an, auf den ich hier nicht weiter eingehen möchte.

Meines Erachtens nach ist die Komik für den Schauspieler ein unerlässliches Stilmittel, mit dem er sowohl dem Publikum als auch sich selbst zum Nachdenken anregen kann – denn schließlich kann uns auch das lauteste Lachen nachdenklich machen! 🙂

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Komisch ist nicht immer lustig.
(Harald Schmid)
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aus:
Bairlein, Josef: „55 komische Monologe – Zum Vorsprechen, Studieren und Kennenlernen„, S. 1-9, Henschel Verlag in der Seemann Henschel GmbH & Co. KG, 2008